Jens Hagen – Ausstellung zu Leben und Werk

Am 12. März 2024 wäre der Kölner Fotograf, Journalist, Hörspielautor, Schriftsteller, Dichter, bildender Künstler und politische Aktivist Jens Hagen 80 Jahre alt geworden; am 11. Juni war sein 20. Todestag. Zur Erinnerung an ihn und sein vielfältiges Werk zeigte die Kölner Galerie formformsuche vom 22. August bis zum 1. September eine Ausstellung mit Beispielen insbesondere aus seinem fotografischen und literarischen Schaffens. Konzipiert und kuratiert wurde sie von der Kölner Künstlerin Dorothee Joachim, die sich seit dem Tod ihres ehemaligen Lebensgefährten für die Erinnerung an ihn und sein Werk einsetzt. Der folgende Beitrag enthält neben allen Angaben zur Ausstellung auch weiterführende Informationen zum Autor.


Pinguintreffen / Am Kap der Guten Hoffnung. / Was zieh ich nur an?1Titel der Ausstellung nach einem Zitat aus Jens Hagen: Haiku 3. Punkt Punkt Komma Strich. Posthum herausgegeben von Dorothee Joachim. Köln: edition … Continue reading

In Jens Hagens Schwarzweißfotos aus den Sechzigern – u.a. von France Gall, Jimi Hendrix und Frank Zappa, von Limpe Fuchs, Rolf Dieter Brinkmann und Floh de Cologne – wird das Lebensgefühl der damaligen Zeit wieder lebendig. Seine in den Neunzigern auf der Schreibmaschine getätigten „Anschläge“ verdichten sich zu unlesbaren Texten, zu zarten Werken der Konkreten Poesie.

Als sein literarisches Vermächtnis bezeichnete der immer auch politisch engagierte Autor von Hörspielen und Reportagen, Satiren und Haikus sein vierteiliges Köln Poem, das 2014 unter dem Titel Nie ankommen im Kölner Sprungturm Verlag von Boris Becker erschienen ist. Von 1978 bis 2003 arbeitete Hagen an diesem experimentellen Text, „[e]ine Langzeitbeobachtung mit der Anmutung einer assoziativen Momentaufnahme im Stile Rolf Dieter Brinkmanns, ein nimmermüder stream of consciousness“ (Christian Steigels). Dank der das Buch begleitenden CD mit authentischen Tondokumenten lassen sich die atmosphärische Kraft und die rhythmische Energie des Werks wie auch Jens Hagens Stimme im Ausstellungsraum erleben.

Neben Porträtfotos aus seinen unterschiedlichen Lebenszeiten werden erstmals einige bisher noch unveröffentlichte Aufnahmen der Kölner Fotografin Hildegard Weber gezeigt, die Ende der siebziger Jahre in seiner Wohnung entstanden.

Im Rahmen der Finissage der Ausstellung wird eine Gesprächsrunde stattfinden, die neue Einblicke in das Werk Jens Hagens ermöglichen soll. Beteiligt sind der Autor Edgar Franzmann, der Buchhändler und Verleger Benedikt Geulen, die Kunsthistorikerin Sabine Elsa Müller und der Literaturredakteur Adrian Winkler. Begrüßung: Bettina Fischer (Literaturhaus Köln). Es moderiert Roberto Di Bella.

(Quelle: Pressetext)

♦ ♦

Galerie formformsuche Martin Bohn +Partner
Filzengraben 22 (Innenhof), 50676 Köln
22. August bis 1. September 2024
Do + Fr 14:00-18:00 Uhr / Sa 12:00-18:00 Uhr (und nach Vereinbarung)
Eintritt kostenlos / formformsuche.de

Eröffnung: Donnerstag, 22. August, 16:00 – 20:00 Uhr
Begrüßung: Boris Becker (17:00 Uhr)
anschließend: Jens Hagen – Köln Poem
(O-Ton 1995/2001; EA Sprungturm Verlag 2014)

Finissage: Sonntag, 1. September 2024, 12:00 – 20:00 Uhr
14:00 Uhr: Jens Hagen – Köln Poem
16:00 Uhr: Gesprächsrunde (ca. bis 17:00 Uhr)

Kooperationspartner
Literaturhaus Köln
Literatur-in-Köln-Archiv (LiK) der Stadtbibliothek Köln
Friedensbildungswerk Köln
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln

Flyer zur AusstellungDownload (PDF)

 

 

Zur Person
Jens Hagen (* 12. März 1944 in Steinhöring; † 11. Juni 2004 in Mechernich) wuchs in Dinslaken auf. Nach dem Abitur studierte er für einige Zeit Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik, wandte sich dann allerdings dem Journalismus zu. Er war als Lokal-, Gerichts- und Polizeireporter im Rheinland tätig, profilierte sich als Kenner der Rock- und Blues-Szene und gehörte dem Kollektiv der ersten alternativen Kölner Stadtzeitung an. Seit Ende der sechziger Jahre arbeitet er auch für den Rundfunk und das Fernsehen. Als Mitautor des Reportagebands Was wollt ihr denn, ihr lebt ja noch (mit Günter Wallraff) etablierte er sich 1973 als Schriftsteller. Seit 1980 arbeitete Jens Hagen als freier Schriftsteller und schrieb vor allem Hörspiele, insgesamt über 20, dazu Gedichte, Poeme, Satiren, Erzählungen, Drehbücher, erotische Kurzgeschichten und Romane (detaillierte Vita).

Hagens Nachlass wurde von Dorothee Joachim bereits 2004 ans Historische Archiv der Stadt Köln übergeben. Das dort anschließend erstellte Findbuch umfasst 350 Seiten. Fünf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs am 3. März 2009 konnte ein großer Teil des Nachlasses wieder zugänglich gemacht werden. Er wurde zum Glück weitestgehend unbeschädigt geborgen und stand so für die Forschung und die zum 70. Geburtstag durchgeführte Veranstaltungsreihe Nie ankommen im Jahr 2014 zur Verfügung. Zu den damaligen Veranstaltungen zählten eine Ausstellung in der Stadtbibliothek Köln sowie ein „performatives Livehörspiel“ im öffentlichen Raum auf der Basis von Hagens Langgedicht Nie ankommen – Köln Poem.

♦ ♦ ♦

Weitere Informationen 

Quellen zum Werk
www.nie-ankommen.net (Webprojekt von 2014 mit zahlreichen Zusatzinfos)

Jens Hagen: Mach mal bitte platz, wir müssen hier stürmen. Als der Beat nach Deutschland kam. Fotografien und Texte. Hrsg. von Benedikt Geulen. Köln: M7 Verlag 2000.  [Umfangreiche Auswahl von s/w-Fotografien der 1960er, darunter auch die Fotoserie mit R. D. Brinkmann]

»Heute bin ich wieder Störer. Der Kölner Schriftsteller und Künstler Jens Hagen.« Ausstellung im Historischen Archiv der Stadt Köln (11. März – 14. April 2005). Kuratorinnen: Dorothee Joachim und Elsa Sabine Müller, M.A.

Jens Hagen: Nie ankommen – Köln Poem. Text (entstanden zwischen 1978 und 2001) und Tondokument (CD mit Originalaufnahmen). Hrsg. von Dorothee Joachim. Gestaltung: Boris Becker. Köln: Sprungturm Verlag 2014.

Jens Hagen: Am Rand der Wörter. Eine Ausstellung des Literatur-in-Köln-Archiv (LiK) in der Zentralbibliothek Köln (8. 5.- 7.8.2014). Kuratorinnen: Dr. Gabriele Ewenz und Dorothee Joachim.

Jens Hagen: alle Hörspiele (mit Inhaltsangabe und Sendedaten). In: ARD-Hörspieldatenbank.

Historisches Archiv der Stadt Köln: Nachlass von Jens Hagen (Bestand 1753) Detailrecherche im Bestand auf historischesarchivkoeln.de [Suchpfad: Tektonik > Nachlässe und Sammlungen > Nachlässe und Vorlässe natürlicher Personen > Buchstabe H > Best. 1753 Hagen, Jens; für eine allgemeine Bestandsbeschreibung das vorangestellte „B“ = Vollansicht anklicken]


Über Jens Hagen

Funck, Gisa: „Pinguintreffen“: Ausstellung in Köln erinnert an Jens Hagen. WDR 5 Scala – aktuelle Kultur | 22.08.2024 | 04:56 Min. | Verfügbar bis 22.08.2025 | → den Beitrag hören

Geulen, Benedikt: Beat – Macht mal Platz, wir müssen hier stürmen. WDR3 open: Wortlaut. Eine Sendung mit dem Schriftsteller und Fotografen Jens Hagen. Redaktion: Adrian Winkler. Produktion: WDR 2001. Erstsendung: 24. März 2002, 23:05 Uhr, 55:00 Min.

Kleinert, Peter: „Warum nicht alle Fotos von Jens Hagen im Stadtarchiv verschüttet wurden. Rettung durch das Kölner 68er Projekt“. In: Neue Rheinische Zeitung (23. August 2009). – [Artikel mit zahlreichen Originalfotos, weitere Bilder hier]

Lorenz, Frank: „And the beat goes on“. In: Welt am Sonntag (1. April 2001).

Schiffer, Wolfgang: „Nie ankommen. Ein City Poem des Kölner Schriftstellers Jens Hagen“. In: Wortspiele: Ein literarischer Blog (12. Juni 2014). [Bericht zu einer Diskussionsveranstaltung am 11. Juni 2014 im Literaturhaus Köln]

Schwering, Markus: „Jens Hagen“. In: Ders.: Kölner Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Köln: Böhlau Verlag 2024, S. 243-44.

Seite „Jens Hagen“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Juni 2023.

Wilke, Insa: „Jens Hagen und sein Köln Poem: Der Tanz am Rhein“. In: Der Tagesspiegel (23. September 2014).

Anmerkungen[+]

Über Roberto Di Bella

Dr. Roberto Di Bella: Literaturwissenschaftler & Kulturvermittler
Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert